Über Malerei

Eine Entwicklung der Kunst gibt es nicht mehr, wenn es sie im Sinne von „Fortschritt“ überhaupt je gab. Heute kann alles Kunst sein. Es besteht ein radikales Nebeneinander verschiedenster Richtungen, Stile und Herangehensweisen. Im Einzelnen ist es sogar schwierig, zwischen Kunst und Nicht-Kunst zu unterscheiden. Das museale Kunsterlebnis vergangener Epochen, bei dem der Betrachter dem Kunstwerk distanziert und bewundernd gegenüberstand, hat sich zur Erlebniskunst und –kultur gewandelt, die den Betrachter in seine Aktion einbezieht. So werden Kunstausstellungen neueren Typs gerne als zu erlebende Installationen bzw. Environments inszeniert, dies häufig unter Einbezug elektronischer Medien. Neue Medien werden in immer umfangreicherem Maße auch dazu genutzt, Bilder fotographisch und elektronisch zu erzeugen. Auch Skulpturen werden mit Hilfe eines 3D-Drucker geschaffen. Malerei sowie die Objekt- und Installationskunst entwickeln sich immer weiter auseinander, da die Malerei an der Form der Leinwand bzw. des Bildes festhält, sonst wäre sie keine Malerei.

Auch wenn sich Kunst heute in vielfältigen Verästelungen bewegt und im Kontext von Kulturindustrie und Vermarktung zum Entertainment oder Handelsobjekt wird, so bleibt Kunst mit ihren anderen Anteilen jedoch Kunst und Malerei bleibt Malerei, souverän und schöpferisch, da sie dem archaischen Grund menschlicher Existenz mit seinen Konstellationen des kollektiven Unbewussten ins Leben verhilft und ihn wahrnehmbar macht. Damit wird Kunst für den bildenden Künstler und den Betrachter originaler Werke zum „Lebensmittel“.